Benin-Bronzen werden an Nigeria zurück gegeben
Erster Schritt zur Wiedergutmachung
Im Dezember 2022 erschien eine gute Nachricht: Außenministerin und Kulturstaatsministerin übergaben in der Hauptstadt von Nigeria, Abuja, 20 bronzene Skulpturen.
Entstanden ab dem 16. Jahrhundert im damaligen Königreich Benin, waren sie unter der Kolonialherrschaft Großbritanniens nach Europa gebracht, d.h. gestohlen, und dort auch an deutsche Museen verkauft worden.
Ich konnte zum Jahreswechsel 21/22 die Benin-Bronzen im Hamburger Museum MARKK (Museum am Rothenbaum. Kulturen und Künste der Welt) sehen und war sehr beeindruckt. Auch die dort ausgestellten Werke gehören Nigeria, können aber – inzwischen als Leihgaben – weiterhin gezeigt werden.
Restitution
Die Geschichte der sog. „Restitution“ (Wiedergutmachung) ist ein langer, beschämender Prozess, der in den 70er Jahren bereits schon einmal angestoßen wurde und mit fortdauernden rassistischen und paternalistischen Argumentationen schließlich beendet wurde. Auch heute noch stößt die berechtigte Forderung nach Rückgabe (Ghana, Kongo, Kamerun uvm.) auf ein hinhaltendes Taktieren seitens der Museen und der ehemaligen Kolonialmächte.
Die französische Historikerin Bénédicte Savoy hat diesen kafkaesken Prozess und damit ein Europa voller „reflexhafter Bevormundung und Selbstgerechtigkeit“ engagiert und detailliert nachgezeichnet (Savoy 2021:12).
Immerhin konnte ihre Forderung nach „radikale(r) Öffnung und Digitalisierung der einzelnen Sammlungsarchive oder – noch besser – ihre Übergabe an übergeordnete, professionell geführte Archive“ (Savoy 2021:199) in der Übersicht Digital Benin1Digital Benin brings together all objects, historical photographs and rich documentation material from collections worldwide to provide a long-requested overview of the royal artefacts from Benin Kingdom looted in the late nineteenth century. The historic Benin objects are an expression of Benin arts, culture and history, and were originally used as royal representational arts, to depict historical events, to communicate, to worship and perform rituals. zumindest teilweise realisiert werden.
Dennoch ist die Geschichte der Rückgabe unberechtigt angeeigneter Kunstwerke und damit der Raub der kulturellen Identität afrikanischer Staaten noch längst nicht beendet.
Nachtrag vom Mai 2023
Es gab ein großes Geschrei um die Tatsache, dass die nigerianische Regierung die zurückgegebenen Bronzen an den Oba von Benin, den Erben des ehemaligen Königreichs, weitergegeben hat. Es war geplant, dass die Statuen in einem Museum, das die Bundesregierung finanziell unterstützt, ausgestellt werden, doch jetzt befinden sie sich in privater Hand, und es ist unklar, was mit ihnen weiter geschieht.
Doch warum die Aufregung? Kann der Dieb bestimmen, was der rechtmäßige Eigentümer mit dem Diebesgut anzustellen hat, bevor er es zurück gibt?
Deshalb heißt es auch richtigerweise aus dem Außenministerium: „Die Rückgabe der Bronzen ist nicht an Bedingungen geknüpft gewesen.“ Auch der Präsident der Staatlichen Museen Hermann Parzinger bekräftigt: „Die Rückgabe wurde vollzogen aufgrund eines eindeutigen Unrechtskontextes. Es ist eine innernigerianische Angelegenheit, wie die Regierung mit den zurückgegebenen Objekten umgeht.“ (Quelle)
Eine gute Zusammenfassung mit Zitaten bietet auch der RBB zum Thema.
Literatur
- Conrad, Sebastian, Deutsche Kolonialgeschichte, 42019 München
- Savoy, Bénédicte, Afrikas Kampf um seine Kunst. Geschichte einer postkolonialen Niederlage, 22021 München