Der öffentliche Raum als Bühne

Theater spielen kann man eigentlich überall. Es braucht nicht einmal eine große Bühne, sondern es genügt der öffentliche Raum.

Wenn wir annehmen, Theater ist:

A spielt B und C schaut zu. (ABC-Formel nach Eric Bentley),

dann brauchen wir eigentlich nur ein Bewusstsein darüber, dass wir spielen (als DarstellerInnen) und darüber, dass gespielt wird (als Publikum). Und schon haben wir es mit Theater zu tun.

Doch gilt auch die reduzierte Formel: A handelt und C schaut zu? Sehen wir schon Theater, wenn wir andere in ihrem Handeln beobachten?

Ich stelle ein paar alltägliche Orte aus dem eigenen Umfeld vor, die durchaus als Theaterbühne taugen würden. Dann stellt sich die Frage, ab wann wir es denn genau mit Theater zu tun haben. Schließlich folgt ein Exkurs zum Unsichtbaren Theater, das zweifelsfrei Theater ist, aber nicht als solches erkannt werden will.

Der öffentliche Raum als Bühne weiterlesen

Daniil Charms: Plädoyer für den Quatsch

Mich interessiert nur der ‚Quatsch‘; nur das, was keinerlei praktischen Sinn hat.  Mich interessiert das Leben nur in seiner unsinnigen Erscheinung.

Daniil Charms

Dass Daniil Charms, russischer Schriftsteller und Gründungsmitglied der OBERIU, der avangardistischen „Vereinigung der realen Kunst“ in Leningrad, dieses Statement ernst meint, lässt sich in vielen seiner wunderbaren Texte, Gedichte, Theaterstücke und Romanfragmenten erleben.

Ich möchte einen Schriftsteller vorstellen, der in den 1990er Jahren wieder populär wurde, nachdem er fast fünfzig Jahre in Vergessenheit geraten war.

Daniil Charms: Plädoyer für den Quatsch weiterlesen

Der Bühnenraum als Kunstwerk

…oder wie titelte die Deutsche Welle?

„Architektur als Grundlage für Kunst.“

und bezog sich damit auf ausrangierte Fabrikhallen, die als Leinwand für Graffiti-Künstler genutzt werden, wie beispielsweise die frühere Papierfabrik Eberswalde.

Räume, Orte, „Lost places“ erzählen eine eigene Geschichte, über ihre eigene Zeitlichkeit, aber auch über die dortigen Handlungen und das Wirken von Menschen in Vergangenheit und Gegenwart.

Dies geschieht auf unterschiedliche Weise, wie ich in diesem Beitrag zeigen werde.

Der Bühnenraum als Kunstwerk weiterlesen

Eine ikonografische Haltung: die Pietà

Wenn man darauf achtet, begegnet sie einem immer wieder: Maria als die „Mater Dolorosa“, die „Schmerzensmutter“, die ihren toten erwachsenen Sohn im Schoß hält – eine Pietà1Was lateinisch soviel bedeutet wie „Frömmigkeit“ oder „Mitleid“ – die Kurzform für „Unsere Herrin vom Mitleid“ (domina nostra de pietate)..

Darf man, wenn ein Krieg in solcher Nähe stattfindet, in dem die Pietà nicht nur künstlerischer Ausdruck oder religiöses Gedenken, sondern tägliche Realität ist, genau über jenes einen Beitrag schreiben?

Ich denke schon. Dieses Bild der trauernden Mutter ist universell und vielschichtig, es bezieht sich auf die Tatsache des Todes wie auch auf die komplexen Gefühle von Trauer, Schmerz, Verstehen(-Wollen), Glauben und Mitleid(en), wie sie in so vielen Situationen in anderen Zusammenhängen und der Kunst zu finden sind.

Hier soll es um genau solche Beispiele gehen.

Eine ikonografische Haltung: die Pietà weiterlesen

Die Magie der Dinge: Objekttheater

Das Theater mit alltäglichen, vorgefertigten Gegenständen ist eine ganz besondere, bewusste und wache Form des Theaters. Denn hier stehen nicht lebendige Menschen auf der Bühne, sondern diese geben einem unbelebtem Material die Impulse, um dessen Geschichte zu erzählen.

Die gelungene Belebung von Gegenständen hat etwas regelrecht Magisches, das schnell vergessen lässt, dass wir es eigentlich mit Staubsaugern, Teekannen, Zollstöcken, Handschuhen und Blechdosen zu tun haben. Diese Dinge bekommen einen Charakter, eine Rolle, eine Figur und agieren wie lebendige Wesen.

Hier beschreibe ich meine eigene Begegnung mit Objekttheater und beginne mit der Frage: Was ist das eigentlich?

Die Magie der Dinge: Objekttheater weiterlesen

Biomechanik nach Meyerhold: Physiologisches Präsenztraining

Die Biomechanik ist eine fantastische, wenn auch keine einfache Methode, die eigene Präsenz im Alltag und auf der Bühne zu schulen.

Hier stelle ich einen kurzen geschichtlichen Abriss sowie ausgewählte Elemente dieses körperbetonten Trainings vor. Eine umfangreiche Quelle finde ich dabei in dem Buch von Jörg Bochow von 20101Bochow, Jörg, Das Theater Meyerholds und die Biomechanik, Berlin 2010, 2. Auflage (auch Foto oben: 166), in dem er Geschichte und Originalmaterialien der Gründer erstmals in einem Band zusammen fasst.

Biomechanik nach Meyerhold: Physiologisches Präsenztraining weiterlesen

Theater im Unternehmen? Unternehmenstheater!

Bringen wir die Begriffe „Unternehmen“ und „Theater“ zusammen, denken wir oft zuerst an tägliches Chaos, an unvorhergesehene Situationen, an die unzähligen Unwägbarkeiten im laufenden Betrieb.

Doch lassen wir uns einmal auf das Experiment ein, „Theater“ tatsächlich im Wortsinn zu nehmen, dann stellen wir fest, dass Unternehmenstheater ein sehr kraftvolles Instrument in der Personal‐ und Organisationsentwicklung ist, das Lern‐ und Veränderungsprozesse in Gang bringen und nachhaltig unterstützen kann.

Was genau ist Unternehmenstheater, und wie funktioniert es?

Theater im Unternehmen? Unternehmenstheater! weiterlesen

Anton Tschechow: Platonov – das Inszenierungskonzept

Mit einer Theatergruppe, bestehend aus neun deutsch-, französisch- und russischsprachigen AmateurInnen, habe ich Anton Tschechows Stück „Platonov oder Die Vaterlosen“ in einer eigenen Fassung auf die Bühne gebracht.

Hier berichte ich von den einzelnen Schritten vom Originalstück bis zur Aufführung.

Anton Tschechow: Platonov – das Inszenierungskonzept weiterlesen

Das Phänomen „Zeit“ auf der Bühne

Mit dem Faktor „Zeit“ lässt sich im Theater wunderbar experimentieren. „Zeit“ ist eine eigene Dimension, mit der die Aussage einer Szene auf ganz besondere Weise wiedergegeben, ergänzt und beeinflusst werden kann.

Welche Arten von Zeit es gibt und wie sie bearbeitet werden können zeigt diese Übersicht. Die Beispiele dazu sind eine ganz persönliche Auswahl von Stücken, die ich selbst gesehen habe.

Das Phänomen „Zeit“ auf der Bühne weiterlesen