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Tag: Bildende Kunst

Hieronymus Bosch und die Alten

Hieronymus Bosch und die Alten

Es ist nicht neu, dass ich in der Altenpflege arbeite, und diese Arbeit ist für mich absolut sinnstiftend. Sie erlaubt es mir, mich dem neoliberalen Kreislauf der Zwangsoptimierung zu entziehen und trotzdem notwendige Arbeit zu leisten. Außerdem macht sie Spaß, das ist auch nicht zu unterschätzen.

Manchmal aber ist die Arbeit mit den alten Menschen nicht ganz einfach, besonders wenn diese unter schweren körperlichen Krankheiten zu leiden haben, oder eine Demenz ihnen nicht mehr erlaubt, überlegt und zielgerichtet zu handeln oder sich zu äußern.

Nicht wenige Male ist mir in diesen Momenten der niederländische Maler Hieronymus Bosch eingefallen, der im 16. Jahrhundert gewirkt hat. Viele kennen ihn durch sein Werk „Das Jüngste Gericht“. Ich ebenso.

Sehr oft musste ich Vergleiche ziehen von seinen gemalten Beschreibungen der Hölle zu den Qualen, die meine Bewohnerinnen und Bewohner zuweilen zu ertragen haben.

Aus diesem Grund möchte ich dieses Kunstwerk einmal unter diesem Gesichtspunkt betrachten.

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Interpretation und Aneignung: Mein König Lear

Interpretation und Aneignung: Mein König Lear

Mein letztes künstlerisches Projekt (vgl. Ich baue ein Papiertheater) war noch nicht komplett abgeschlossen mit dem Bau und des damit gezeigten, radikal reduzierten Theaterstücks des Königs Lear. Vielmehr ging es von Anfang an darum, eine Bearbeitung der Geschichte im Sinne meiner eigenen Geschichte zu kreieren. Dass es ein Papiertheater (bzw. „Korkentheater“) wurde, war in dem Zusammenhang durchaus stimmig und hat mich herausgefordert zu erproben, wie stark Haltungen/ Positionen reduziert werden können, um letztlich noch verständlich zu bleiben.

Im Grunde aber war die konkrete Umsetzung zweitrangig in Bezug auf die intendierte Aussage.

Also gibt es zwei Versionen, einmal die Erzählung des König Lear als Korkentheater, zum anderen meine persönliche Geschichte als Reminiszenz an König Lear. Und diese gibt es hier:

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Ich baue ein Papiertheater – Selbstversuch

Ich baue ein Papiertheater – Selbstversuch

Irgendwie bin ich auf domestica.org aufmerksam geworden. Auf dieser Homepage bieten Künstlerinnen und Künstler Video-Kurse an, und einer davon hat mich gleich angesprochen.

Es geht darum, ein eigenes Papiertheater zu illustrieren und zu bauen und darin eine Geschichte zu erzählen. Die Künstlerin selbst hat das am Beispiel von Mary Shelleys Frankenstein erläutert.

Voraussetzung war nur, dass man vertraut sein solle mit dem Zeichenstift.

Bin ich aber überhaupt nicht. Hab ich schon öfter mal versucht, auch mit dem Pinsel, und es kam nie das raus, was ich mir vorgestellt hatte. Die Ergebnisse waren einfach „flach“ und sinnlos. Ich kann das einfach nicht, Zeichnen. Malen im Übrigen auch nicht. Macht aber nix, man muss nicht alles können.

Trotzdem fand ich die Idee so charmant, zumal ich gerade auch eine persönliche Geschichte zu erzählen und zu verarbeiten hatte, so dass ich überlegt habe, wie ich diese Aufgabe am besten bewerkstelligen könnte. Zudem in einer überschaubaren Zeit, denn geduldiges Friemeln ist oft auch nicht meine größte Stärke.

Hier berichte ich über den Entstehungsprozess und das Ergebnis.

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Vom Bild zur Szene – Theater und Coaching mit Kunst

Vom Bild zur Szene – Theater und Coaching mit Kunst

Bildende Kunst ist ein ganz realer Weg, wertvolle neue Erkenntnisse zu gewinnen. Noch eindrücklicher wird dies durch direkte Theaterarbeit am Gemälde.

Durch meinen Aufenthalt in Antwerpen durfte ich dieses Gemälde von Peter Paul Rubens – „Die Kreuzaufrichtung“ (1609-1610, s.o.) – in der Liebfrauenkirche „live und in Farbe“ sehen.

Dieses und weitere Kunstwerke haben mich sofort an meine Arbeit in der Museumspädagogik erinnert, bei der ich unterschiedliche Zielgruppen an Bilder oder Skulpturen herangeführt bzw. MuseumsmitarbeiterInnen mit theaterpädagogischen Methoden der Kunstvermittlung vertraut gemacht habe.

Hier berichte ich von diversen Kursen zu Theater und Coaching mit Kunst.

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Der Bühnenraum als Kunstwerk

Der Bühnenraum als Kunstwerk

…oder wie titelte die Deutsche Welle?

„Architektur als Grundlage für Kunst.“

und bezog sich damit auf ausrangierte Fabrikhallen, die als Leinwand für Graffiti-Künstler genutzt werden, wie beispielsweise die frühere Papierfabrik Eberswalde.

Räume, Orte, „Lost places“ erzählen eine eigene Geschichte, über ihre eigene Zeitlichkeit, aber auch über die dortigen Handlungen und das Wirken von Menschen in Vergangenheit und Gegenwart.

Dies geschieht auf unterschiedliche Weise, wie ich in diesem Beitrag zeigen werde.

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Eine ikonografische Haltung: die Pietà

Eine ikonografische Haltung: die Pietà

Wenn man darauf achtet, begegnet sie einem immer wieder: Maria als die „Mater Dolorosa“, die „Schmerzensmutter“, die ihren toten erwachsenen Sohn im Schoß hält – eine Pietà1Was lateinisch soviel bedeutet wie „Frömmigkeit“ oder „Mitleid“ – die Kurzform für „Unsere Herrin vom Mitleid“ (domina nostra de pietate)..

Darf man, wenn ein Krieg in solcher Nähe stattfindet, in dem die Pietà nicht nur künstlerischer Ausdruck oder religiöses Gedenken, sondern tägliche Realität ist, genau über jenes einen Beitrag schreiben?

Ich denke schon. Dieses Bild der trauernden Mutter ist universell und vielschichtig, es bezieht sich auf die Tatsache des Todes wie auch auf die komplexen Gefühle von Trauer, Schmerz, Verstehen(-Wollen), Glauben und Mitleid(en), wie sie in so vielen Situationen in anderen Zusammenhängen und der Kunst zu finden sind.

Hier soll es um genau solche Beispiele gehen.

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Die Magie der Dinge: Objekttheater

Die Magie der Dinge: Objekttheater

Das Theater mit alltäglichen, vorgefertigten Gegenständen ist eine ganz besondere, bewusste und wache Form des Theaters. Denn hier stehen nicht lebendige Menschen auf der Bühne, sondern diese geben einem unbelebtem Material die Impulse, um dessen Geschichte zu erzählen.

Die gelungene Belebung von Gegenständen hat etwas regelrecht Magisches, das schnell vergessen lässt, dass wir es eigentlich mit Staubsaugern, Teekannen, Zollstöcken, Handschuhen und Blechdosen zu tun haben. Diese Dinge bekommen einen Charakter, eine Rolle, eine Figur und agieren wie lebendige Wesen.

Hier beschreibe ich meine eigene Begegnung mit Objekttheater und beginne mit der Frage: Was ist das eigentlich?

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