Geister im Pflegeheim

Über eine Recherche zum Thema „Pflege“ – meinem derzeitigen Arbeitsbereich – wurde ich auf das Theaterstück „Geister sind auch nur Menschen“ von Katja Brunner und dessen Inszenierungen aufmerksam, das sich mit den Zuständen im Pflegeheim, den BewohnerInnen und Pflegekräften (und Pflegeschwächen, wie es so schön dort heißt) befasst. Das hat mich als Theaterbesessene natürlich sofort interessiert.

Das Thema ist deshalb auch aktuell, weil sich die sehr zahlreichen „Boomer“ (gehöre knapp auch dazu) so langsam der Renten- und sogar Hochbetagten-Grenze nähern. Daher ist es auch interessant, wie das Theater auf diese gesellschaftliche Entwicklung reagiert.

Hier stelle ich das Stück und verschiedene Inszenierungen vor. Ich kenne zwar den Text, nicht aber die Inszenierungen selbst (!), sondern beziehe mich nur auf die Trailer und Mitschnitte auf Youtube. Deshalb kann ich natürlich nur eine eingeschränkte Meinung wiedergeben! Ich finde aber spannend, wie sich im deutschsprachigen Theaterregie-Land die Herangehensweisen oft ähneln, aber dann letztlich doch gravierende Unterschiede aufweisen.

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Daniil Charms: Plädoyer für den Quatsch

Mich interessiert nur der ‚Quatsch‘; nur das, was keinerlei praktischen Sinn hat.  Mich interessiert das Leben nur in seiner unsinnigen Erscheinung.

Daniil Charms

Dass Daniil Charms, russischer Schriftsteller und Gründungsmitglied der OBERIU, der avangardistischen „Vereinigung der realen Kunst“ in Leningrad, dieses Statement ernst meint, lässt sich in vielen seiner wunderbaren Texte, Gedichte, Theaterstücke und Romanfragmenten erleben.

Ich möchte einen Schriftsteller vorstellen, der in den 1990er Jahren wieder populär wurde, nachdem er fast fünfzig Jahre in Vergessenheit geraten war.

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Eine ikonografische Haltung: die Pietà

Wenn man darauf achtet, begegnet sie einem immer wieder: Maria als die „Mater Dolorosa“, die „Schmerzensmutter“, die ihren toten erwachsenen Sohn im Schoß hält – eine Pietà1Was lateinisch soviel bedeutet wie „Frömmigkeit“ oder „Mitleid“ – die Kurzform für „Unsere Herrin vom Mitleid“ (domina nostra de pietate)..

Darf man, wenn ein Krieg in solcher Nähe stattfindet, in dem die Pietà nicht nur künstlerischer Ausdruck oder religiöses Gedenken, sondern tägliche Realität ist, genau über jenes einen Beitrag schreiben?

Ich denke schon. Dieses Bild der trauernden Mutter ist universell und vielschichtig, es bezieht sich auf die Tatsache des Todes wie auch auf die komplexen Gefühle von Trauer, Schmerz, Verstehen(-Wollen), Glauben und Mitleid(en), wie sie in so vielen Situationen in anderen Zusammenhängen und der Kunst zu finden sind.

Hier soll es um genau solche Beispiele gehen.

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Salome – tolle Operninszenierung von Sláva Daubnerová

Salome als ganz und gar nicht mordlüsterne Männerfresserin – im Gegenteil, in dieser Inszenierung am Badischen Staatstheater Karlsruhe lag der Schwerpunkt auf dem kleinen Mädchen Salome, umgeben von erwachsenen Männern jeglicher Religion, die sie zu ihrem Spielzeug machen. Ausstaffiert wie ein Bonbon mit langen Haaren, dazu ein Luftballon an einer Schnur – an dieser wird später der Kopf des Jochanaan schweben.

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Wie gut bin ich als Spielleiterin?

In der theaterpädagogischen Ausbildung, aber auch im weiteren Verlauf der Spielleiter- oder TrainerInnen-Tätigkeit muss man sich immer wieder die Frage stellen, wie denn die eigene Arbeit einzuschätzen ist. Denn allein das Feedback der Teilnehmenden am Ende einer Einheit deckt i.d.R. nicht die Kernfragen ab, die Kompetenz, Wissen und Vermittlung gemäß den Ausbildungs-Standards betreffen.

Doch welcher ist dieser Standard genau? Wonach muss ich fragen, um mich selbst als (theaterpädagogische) Spielleiter/-in einschätzen zu können? Bin ich schon gut oder ist da noch Luft nach oben?

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Eine Lebensgeschichte in einem Einkaufszettel

„Hi, ich bin Walt. Ich sammle weggeworfene Einkaufslisten. Das klingt vielleicht ein bisschen schräg, aber Sie ahnen ja nicht, was man auf diese Weise alles über jemanden erfährt!“

Klappentext R. Wangersky „Walt“

Im Jahr 2014 veröffentlichte der kanadische Schriftsteller Russell Wangersky seinen Erstlingsroman „Walt“ (dt. Erscheinungsjahr 2016) über einen etwas verschrobenen Supermarktmitarbeiter um die Fünfzig, der über weggeworfene Einkaufszettel seine Rückschlüsse über das Leben der jeweiligen Kunden zieht.

Dies soll keine weitere Buchkritik sein, die es schon zuhauf über dieses Buch gibt. Dass die Figuren blass bleiben, Walt viel zuviel Irrelevantes für die Geschichte erzählt, insgesamt die Kategorie „Psychothriller“ eine Nummer zu hoch gegriffen ist – dem kann ich mich nur anschließen. Dennoch mag ich diesen lakonischen, etwas melancholischen Stil, bei dem in einem beiläufigen Nebensatz oft ein veritables Lebensdrama mitschwingt.

Und am Interessantesten finde ich Walts Theorien über die unterschiedlichen Einkaufzettel, die er über ihre Verfasserinnen und Verfasser entwickelt.

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Das Phänomen „Zeit“ auf der Bühne

Mit dem Faktor „Zeit“ lässt sich im Theater wunderbar experimentieren. „Zeit“ ist eine eigene Dimension, mit der die Aussage einer Szene auf ganz besondere Weise wiedergegeben, ergänzt und beeinflusst werden kann.

Welche Arten von Zeit es gibt und wie sie bearbeitet werden können zeigt diese Übersicht. Die Beispiele dazu sind eine ganz persönliche Auswahl von Stücken, die ich selbst gesehen habe.

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Theaterregie lernen – mein Kursprojekt

Es gibt ganz unterschiedliche Wege, Theaterregie zu lernen.

Viele beginnen als RegieassistentInnen am Theater und bekommen irgendwann selbst die Möglichkeit, Regie zu führen. Andere Wege führen über ein Studium (Schauspiel-, Musiktheaterregie, Szenografie, Geisteswissenschaften) oder aber selbständig über den Off-Bereich.

Mich als Theaterpädagogin hat interessiert, wie solch ein Regiekurs verläuft, und währenddessen konnte ich auch zwei echte Textszenen mit unterschiedlichen Inszenierungskonzepten auf die Bühne bringen. Hier erzähle ich davon.

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