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Tag: Text

Geister im Pflegeheim

Geister im Pflegeheim

Über eine Recherche zum Thema „Pflege“ – meinem derzeitigen Arbeitsbereich – wurde ich auf das Theaterstück „Geister sind auch nur Menschen“ von Katja Brunner und dessen Inszenierungen aufmerksam, das sich mit den Zuständen im Pflegeheim, den BewohnerInnen und Pflegekräften (und Pflegeschwächen, wie es so schön dort heißt) befasst. Das hat mich als Theaterbesessene natürlich sofort interessiert.

Das Thema ist deshalb auch aktuell, weil sich die sehr zahlreichen „Boomer“ (gehöre knapp auch dazu) so langsam der Renten- und sogar Hochbetagten-Grenze nähern. Daher ist es auch interessant, wie das Theater auf diese gesellschaftliche Entwicklung reagiert.

Hier stelle ich das Stück und verschiedene Inszenierungen vor. Ich kenne zwar den Text, nicht aber die Inszenierungen selbst (!), sondern beziehe mich nur auf die Trailer und Mitschnitte auf Youtube. Deshalb kann ich natürlich nur eine eingeschränkte Meinung wiedergeben! Ich finde aber spannend, wie sich im deutschsprachigen Theaterregie-Land die Herangehensweisen oft ähneln, aber dann letztlich doch gravierende Unterschiede aufweisen.

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Streit

Streit

Die definitive Antwort auf Provokationen gebe ich mit Daniil Charms:

Kuklov und Bogadelnev sitzen am Tisch, über den eine Wachstuchdecke gebreitet ist, und essen Suppe.

KUKLOV Ich bin ein Prinz.

BOGADELNEV DU und ein Prinz!

KUKLOV Und was folgt daraus, dass ich ein Prinz bin?

BOGADELNEV Dass ich dich jetzt mit Suppe voll­spritze.

KUKLOV Nein, das tust du nicht.

BOGADELNEV Warum sollte ich nicht?

KUKLOV Und warum willst du mich mit Suppe voll­spritzen?

BOGADELNEV Du denkst wohl, weil du ein Prinz bist, kann man dich nicht mit Suppe vollspritzen?

KUKLOV Ja, das denke ich.

BOGADELNEV Und ich denke das Gegenteil.

KUKLOV Du denkst so, und ich so!

BOGADELNEV Und auf dich kann ich pfeifen!

KUKLOV Und du hast keinerlei innere Haltung!

BOGADELNEV Und du hast eine Nase, die aussieht wie ein Trog!

KUKLOV Und du machst ein Gesicht, als wüsstest du nicht, wo du dich hinsetzen sollst.

BOGADELNEV Und du hast einen spindeldürren Hals!

KUKLOV Und du bist ein Schwein!

BOGADELNEV Und dir reiß ich gleich die Ohren ab!

KUKLOV Und du bist ein Schwein!

BOGADELNEV Ich reiß dir jetzt die Ohren ab!

KUKLOV Und du bist ein Schwein!

BOGADELNEV Schwein? Und was bist du!

KUKLOV Ich bin ein Prinz!

BOGADELNEV Du und ein Prinz!

KUKLOV Und was folgt daraus, dass ich ein Prinz bin?

BOGADELNEV Dass ich dich jetzt mit Suppe voll­spritze!

20. November 1933

in: Charms, Daniil, Theater!, herausgegeben und übersetzt von Peter Urban, Ffm. 1997, S. 142f.

Hier gibt es noch mehr von Daniil Charms.

Daniil Charms: Plädoyer für den Quatsch

Daniil Charms: Plädoyer für den Quatsch

Mich interessiert nur der ‚Quatsch‘; nur das, was keinerlei praktischen Sinn hat.  Mich interessiert das Leben nur in seiner unsinnigen Erscheinung.

Daniil Charms

Dass Daniil Charms, russischer Schriftsteller und Gründungsmitglied der OBERIU, der avangardistischen „Vereinigung der realen Kunst“ in Leningrad, dieses Statement ernst meint, lässt sich in vielen seiner wunderbaren Texte, Gedichte, Theaterstücke und Romanfragmenten erleben.

Ich möchte einen Schriftsteller vorstellen, der in den 1990er Jahren wieder populär wurde, nachdem er fast fünfzig Jahre in Vergessenheit geraten war.

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Anton Tschechow: Platonov – das Inszenierungskonzept

Anton Tschechow: Platonov – das Inszenierungskonzept

Mit einer Theatergruppe, bestehend aus neun deutsch-, französisch- und russischsprachigen AmateurInnen, habe ich Anton Tschechows Stück „Platonov oder Die Vaterlosen“ in einer eigenen Fassung auf die Bühne gebracht.

Hier berichte ich von den einzelnen Schritten vom Originalstück bis zur Aufführung.

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Wie soll ich das verstehen? – Arbeit mit Subtext

Wie soll ich das verstehen? – Arbeit mit Subtext

Nicht nur der gesprochene Inhalt, sondern auch die vielfältigen Nebenbedeutungen (Konnotationen) des Gesagten machen Kommunikation so gleichermaßen interessant und spannend wie missverständlich und verwirrend.

Kaum ein gesprochener Satz kommt ohne Untertöne aus; selten erlebt man in der Alltagskommunikation eine Aussage, die sich ausschließlich auf den Inhalt bezieht.

Denn meist wird dabei noch der Subtext transportiert, das heißt der gedankliche Hintergrund einer Äußerung – etwas,  was nicht direkt gesagt, aber unterschwellig gemeint ist.

Hier probieren wir den Einsatz von Subtext mal praktisch aus.

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Die Stimme als Instrument – Texte gestalten wie die Profis

Die Stimme als Instrument – Texte gestalten wie die Profis

Die Stimme lässt sich wie ein Instrument schulen, und auch das gehört zum Schauspielunterricht.

Hier könnt ihr die Grundlagen des Stimmtrainings kennen lernen und üben, Texte zu gestalten wie die Profis.

Aber auch im täglichen Sprechen ist es hilfreich, bestimmte Techniken für eine gute Atmung, deutliche Aussprache und angemessenes Tempo zu kennen. Das haben wir ja schon von Mehrabian gelernt:

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Die Arbeit der Schauspielerin an der Rolle

Die Arbeit der Schauspielerin an der Rolle

„Den Menschen, die Schauspieler sein wollen und sich dazu berufen fühlen, steht ununterbrochene anstrengende Arbeit bis zu ihrem Lebensende bevor. Denken Sie stets daran, dass Sie für eine große, lautere Sache hergekommen sind. Es gibt keinen höheren Genuss als die Arbeit in der Kunst.

Das ist mein Vermächtnis. Es fußt auf den Erfahrungen von sechsundfünfzig Jahren, die ich in diesem Theaterkessel schmore.“

Konstantin Sergejewitsch Stanislawski (1863 – 1938)
auszugsw. zit aus: Simhandl, Peter, Stanislawski Lesebuch, Berlin 21992, S. 31 ff. 

Die Arbeit an der Rolle

Da liegt er nun, der neue Text, drinnen ein neues Abenteuer, ein neues Leben, eine neue Entwicklung, insgesamt ein neues, frisches Projekt.

Und nun? Wie beginnen?

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Sprache und Sinn

Sprache und Sinn

Gewöhnlich glaubt der Mensch, wenn er nur Worte hört, es müsse sich dabei doch auch was denken lassen.
Johann Wolfgang von Goethe

Eine der zweifellos schwierigeren Aufgaben in der Improvisation ist es, den Inhalt vom Sinn zu trennen und nur den Klang zu betonen.

Oder auch Inhalte in eine neue sinnhafte Anordnung zu bringen.

Und als Krönung dies alles spontan zu meistern!

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