Durchsuchen nach
Tag: Text

Kreatives Schreiben als Motor für Szenisches Spiel

Kreatives Schreiben als Motor für Szenisches Spiel

Letztens fiel mir das Reclam-Heftchen „Kreatives Schreiben“ (Stuttgart 2006) wieder in die Hände. Und beim nochmaligen Durchsehen stelle ich fest, dass diese Übungen auch hervorragend geeignet sind, um ins Szenische Spiel einzusteigen.

Deshalb möchte ich hier ein paar Ideen weitergeben und anregen, sich für die Bühne auch grundsätzlich von den Übungen zum Kreativen Schreiben inspirieren zu lassen.

Die besten Vorschläge darunter finden sich interessanterweise im Kapitel „Erzählendes“ und nicht „Dramatisches“ (s. Kap.3).

Weiterlesen Weiterlesen

Der „Electrical Walk“ als Inszenierung-Methode

Der „Electrical Walk“ als Inszenierung-Methode

Neulich im ZKM

…habe ich an einem sog. „Electrical Walk“ teilgenommen und dabei elektromagnetischen Wellen und dem Sound des Stroms in der Umgebung nachgehört.

der-electrical-walk-als-inszenierung-methode
Electrical Walk, Paris 2019 © C. Kubisch

Die Komponistin Christina Kubisch experimentiert seit Jahrzehnten mit den normalerweise unhörbaren Geräuschen in unzähligen Städten der Welt. Diese macht sie über Kopfhörer zugänglich, in welchen Kupferspulen verbaut sind, so dass die elektrischen Ströme je nach Quelle als Brummen, Ticken, Grollen oder Pfeifen zu hören sind.

Ausgestattet mit dieses Kopfhörern wurden wir selbst auf die Reise geschickt, um Computer, Diaprojektoren, elektrische Ladestationen, Leuchtreklamen, Glastresorspiele u.v.m. zu erkunden.

So war auf einmal eine ganze Gruppe konzentrierter Personen mit roten Kopfhörern und seltsamen Bewegungen im Stadtraum zu beobachten.

Weiterlesen Weiterlesen

Geister im Pflegeheim

Geister im Pflegeheim

Über eine Recherche zum Thema „Pflege“ – meinem derzeitigen Arbeitsbereich – wurde ich auf das Theaterstück „Geister sind auch nur Menschen“ von Katja Brunner und dessen Inszenierungen aufmerksam, das sich mit den Zuständen im Pflegeheim, den BewohnerInnen und Pflegekräften (und Pflegeschwächen, wie es so schön dort heißt) befasst. Das hat mich als Theaterbesessene natürlich sofort interessiert.

Das Thema ist deshalb auch aktuell, weil sich die sehr zahlreichen „Boomer“ (gehöre knapp auch dazu) so langsam der Renten- und sogar Hochbetagten-Grenze nähern. Daher ist es auch interessant, wie das Theater auf diese gesellschaftliche Entwicklung reagiert.

Hier stelle ich das Stück und verschiedene Inszenierungen vor. Ich kenne zwar den Text, nicht aber die Inszenierungen selbst (!), sondern beziehe mich nur auf die Trailer und Mitschnitte auf Youtube. Deshalb kann ich natürlich nur eine eingeschränkte Meinung wiedergeben! Ich finde aber spannend, wie sich im deutschsprachigen Theaterregie-Land die Herangehensweisen oft ähneln, aber dann letztlich doch gravierende Unterschiede aufweisen.

Weiterlesen Weiterlesen

Streit

Streit

Die definitive Antwort auf Provokationen gebe ich mit Daniil Charms:

Kuklov und Bogadelnev sitzen am Tisch, über den eine Wachstuchdecke gebreitet ist, und essen Suppe.

KUKLOV Ich bin ein Prinz.

BOGADELNEV DU und ein Prinz!

KUKLOV Und was folgt daraus, dass ich ein Prinz bin?

BOGADELNEV Dass ich dich jetzt mit Suppe voll­spritze.

KUKLOV Nein, das tust du nicht.

BOGADELNEV Warum sollte ich nicht?

KUKLOV Und warum willst du mich mit Suppe voll­spritzen?

BOGADELNEV Du denkst wohl, weil du ein Prinz bist, kann man dich nicht mit Suppe vollspritzen?

KUKLOV Ja, das denke ich.

BOGADELNEV Und ich denke das Gegenteil.

KUKLOV Du denkst so, und ich so!

BOGADELNEV Und auf dich kann ich pfeifen!

KUKLOV Und du hast keinerlei innere Haltung!

BOGADELNEV Und du hast eine Nase, die aussieht wie ein Trog!

KUKLOV Und du machst ein Gesicht, als wüsstest du nicht, wo du dich hinsetzen sollst.

BOGADELNEV Und du hast einen spindeldürren Hals!

KUKLOV Und du bist ein Schwein!

BOGADELNEV Und dir reiß ich gleich die Ohren ab!

KUKLOV Und du bist ein Schwein!

BOGADELNEV Ich reiß dir jetzt die Ohren ab!

KUKLOV Und du bist ein Schwein!

BOGADELNEV Schwein? Und was bist du!

KUKLOV Ich bin ein Prinz!

BOGADELNEV Du und ein Prinz!

KUKLOV Und was folgt daraus, dass ich ein Prinz bin?

BOGADELNEV Dass ich dich jetzt mit Suppe voll­spritze!

20. November 1933

in: Charms, Daniil, Theater!, herausgegeben und übersetzt von Peter Urban, Ffm. 1997, S. 142f.

Hier gibt es noch mehr von Daniil Charms.

Daniil Charms: Plädoyer für den Quatsch

Daniil Charms: Plädoyer für den Quatsch

Mich interessiert nur der ‚Quatsch‘; nur das, was keinerlei praktischen Sinn hat.  Mich interessiert das Leben nur in seiner unsinnigen Erscheinung.

Daniil Charms

Dass Daniil Charms, russischer Schriftsteller und Gründungsmitglied der OBERIU, der avangardistischen „Vereinigung der realen Kunst“ in Leningrad, dieses Statement ernst meint, lässt sich in vielen seiner wunderbaren Texte, Gedichte, Theaterstücke und Romanfragmenten erleben.

Ich möchte einen Schriftsteller vorstellen, der in den 1990er Jahren wieder populär wurde, nachdem er fast fünfzig Jahre in Vergessenheit geraten war.

Weiterlesen Weiterlesen