Theatermethoden für die Teamentwicklung

Theatermethoden für die Teamentwicklung

Im Fokus: Forumtheater, Soziometrie und Improvisation

Wann ist solch ein Teamcoaching sinnvoll:

Sobald sich Menschen zusammen finden, um etwas gemeinsam zu bewerkstelligen, treten sie sofort in Beziehung zueinander. Oft erfolgen dazu Absprachen, wer welche Rolle einnimmt oder welche Aufgaben bearbeitet.

Zuweilen aber kommt die Gruppe trotz aller Anstrengungen nicht substantiell weiter.

Denn die allermeisten Signale über die Verhältnisse in der Gruppe und ihre entsprechende Wirksamkeit finden unsichtbar, intuitiv und meist unbewusst statt. Diese Mechanismen zu erkennen und zu verändern kann eine Gruppe wegführen von hemmenden Umständen und sie stattdessen zu einem wirklich produktiven, an der Sache orientierten und kollegialem Team formen. Dabei hilft ein Teamcoaching essentiell weiter.

Für meine Kurse nutze ich natürlich Theatermethoden, und das aus gutem Grund:

Theatermethoden sind handlungsorientiert, sie bringen Menschen in jeder Hinsicht in Bewegung und sie bieten Raum für neue Ideen und Impulse.

Was kann solch ein Teamcoaching leisten:

  • Mitglieder einer neuen Gruppe lernen sich in einer motivierenden Atmosphäre kennen
  • Neue Mitglieder werden in eine bestehende Gruppe verlässlich integriert
    Abläufe in einem bestehenden Team werden verbessert und die Wahrnehmung untereinander geschult
  • Konflikte werden handlungsorientiert bearbeitet und Lösungen erprobt
  • Die Teilnehmenden üben eine klare Kommunikation ein und lernen, einen vertrauensvollen Umgang(-ston) zu praktizieren
  • Kooperation und Sensibilität werden gestärkt

Sage es mir, und ich vergesse es. Zeige es mir, und ich erinnere mich. Lass es mich tun, und ich behalte es.

Konfuzius

Die Methoden im Überblick

Forumtheater ist eine lösungsorientierte Form des Rollenspiels, bei dem die Teilnehmenden sowohl Zuschauende als auch Agierende sind und konkrete Anliegen direkt in Aktion behandelt werden.

Als Teil des Psychodramas erlaubt die Soziometrie die Aufstellung von Beziehungen untereinander, deren Deutung und Reflexion. Kennzeichnend dabei ist der immanente Wechsel von Rollen und Perspektiven der Beteiligten.

Entscheidend für Spontaneität und Ausdrucksvermögen ist die Fähigkeit, intuitiv richtig zu reagieren. Mit dem Improvisationstraining wird darüber hinaus sehr schnell Zusammengehörigkeit in einer Gruppe hergestellt.

Forumtheater

Probehandeln für die Wirklichkeit

Forumtheater ist eine praxisorientierte Methode, mit der in einem geschützten Rahmen unterschiedliche Handlungsvarianten in einem Konflikt erarbeitet werden können.

Die zu verändernde Situation wird im „Forum“ vorgestellt, sei es als bewegte Szene oder in Form von stehenden Haltungen, sog. Statuen.

Beim Statuentheater werden die Teilnehmenden selbst zum Material der Gestaltung.

Es entstehen stehende Bilder, die die persönlich erlebte Situation darstellen. Aus diesen Statuen können dann mit Gegenbildern, Folgebildern oder/und Vor-Bildern sehr klare Emotionen und Haltungen sichtbar gemacht werden. Diese konzentrierte, zugespitzte Darstellung bringt das Geschehen auf den Kern und macht damit einen Konflikt besser greif- und lösbar.

Forumtheater ist die „bewegte“ Form dieser Veränderungsarbeit. Es zielt auf die praktische Entwicklung von (Handlungs-)Perspektiven und öffnet durch das aktive Tun einen Proberaum für alternative Handlungsweisen. Mit dieser Methode lassen sich viele verschiedene Lösungsvarianten der in der Ausgangsszene vorgestellten Konfliktsituation finden.

Dieses Handeln in „Als-ob-Situationen“ erlaubt ein wertfreies, spontanes Austesten der eigenen Optionen und garantiert einen sehr nachhaltigen Transfer in die persönliche Realität.

Auch wenn hier von „Theater“ gesprochen wird, sind keinerlei darstellerische Vorkenntnisse notwendig. Im Vordergrund steht nicht die Wirkung nach außen, sondern das individuelle Erleben und die Lösung für den Konflikt in der Gruppe.

Mehr über die Methoden Augusto Boals in diesem Beitrag.

Soziometrie

Aufstellungen klären Beziehungen

Die Soziometrie beschäftigt sich mit den Beziehungskonstellationen einer Gruppe und deren Dynamiken. Dabei bildet jeder und jede Einzelne den Mittelpunkt seines Geflechts von Beziehungen, die für ihn und sie in unterschiedlichem Kontext bedeutsam sind, sei es auf beruflicher, familiärer oder sozialer Ebene.

Soziometrische Aufstellungen setzen diese Beziehungen jeweils ins Bild und schärfen damit sehr klar den Blick für die Position der anderen und die Interaktion untereinander.

Dies habe ich auch schon im Beitrag  Wo stehe ich eigentlich? – Der Raum und ich aufgegriffen.

Darüber hinaus erlauben diese bewusst gezogenen Verknüpfungslinien allen Beteiligten, eine gewisse Distanz zu ihrer Situation zu gewinnen und durch diesen Perspektivenwechsel neue Lösungsansätze und Beziehungsformen zu entwickeln.

In diesem Workshop agieren die Teilnehmenden selbst, denn in der Aktion werden zusätzlich Körpersprache und nichtverbale Kommunikationsweisen sichtbar. Bewegung, Gestik, Gesichtsausdruck, Pausen und Körperhaltungen geben noch mehr Einblick in die Situation, die dann bearbeitet und verändert werden kann.

Improvisation

Spontaneität im Alltag kultivieren

Improvisation ist die Kunst, entspannt mit unvorhergesehenen und schnelllebigen Veränderungen umzugehen. Sie umfasst viel Grundlegendes – wie die Bereitschaft Fehler zu machen, flexibel im Geist zu sein, mit Kreativität nach Lösungen zu suchen und dabei fokussiert am eingeschlagenen Weg zu bleiben.

Wer die Fähigkeit zu improvisieren besitzt, kann schnell Lösungen erarbeiten.
Dabei ist Improvisation erlernbar. Mit auflockernden Spielen und vitalen Übungen werden die Teilnehmenden auf ein freies, spontanes, intuitiv richtiges Agieren hingeführt.

Ein essentielles Prinzip ist das „Ja und…“ , das besagt, dass die Teilnehmenden alles akzeptieren, was die anderen auf der Bühne sagen oder tun („Ja“) und die Szene durch eigene Impulse erweitern („und“).

Dabei kann es in der Improvisation kein Richtig oder Falsch geben, sondern lediglich stärkere und schwächere Angebote, sowie Gelegenheiten, die Szene neu zu interpretieren. Diese und weitere Prinzipien schaffen eine offene Atmosphäre, in der Akzeptanz, Fokus, Zusammenarbeit, Vertrauen und Spontaneität gefördert werden.

Improvisationsgeschulte Teams arbeiten überdurchschnittlich kreativ, produktiv und geschlossen zusammen.

Mehr zum Thema findet sich auch im Beitrag Improvisation – Alltagstraining und Basisregeln.

Das Team als Ensemble

Schauen wir uns die Bedeutungen des Begriffs Ensemble einmal genauer an:

  1. allgemein: Gruppe von Dingen, die eng zusammengehören
  2. Kunst: Gruppe von Künstlern – wie Schauspieler oder Musiker, die gemeinsam etwas vortragen
  3. Architektur: mehrere Bauwerke, die besonders als Gruppe wahrgenommen werden
  4. Mode: mehrteiliges Kleidungsstück, besonders für Damen

Herkunft: von französisch ensemble → frz. „Gesamtheit, Einheit“ entlehnt

https://de.wiktionary.org/wiki/Ensemble

Es wird schnell deutlich, dass der Theaterbegriff auch für eine Reihe von zusammen gehörenden Dingen steht, die gut zueinander passen. So ist auch von den Begrifflichkeiten her der Zusammenhang mit einer Gruppe/ einem Team im künstlerischen wie im beruflichen Bereich erkennbar. Umso mehr erscheinen damit die genannten Methoden für eine Projektgruppe/ ein Kollegium/ einen Ausschuss/ einen Arbeitskreis überaus geeignet und nützlich.

Literaturhinweise

  • Hier findet sich ein weiterer Beitrag von mir zum Einsatz von Theatermethoden in der Personalpolitik und zur Förderung der Unternehmenskultur: Theatermethoden in der Personalentwicklung – Förderung von Unternehmenskultur und Bildung der Mitarbeiter.
  • Boal, Augusto, Theater der unterdrückten. Übungen und Spiele für Schauspieler und Nicht-Schauspieler, Frankfurt a.M. 101989
  • Boal, Augusto, Der Regenbogen der Wünsche. Methoden aus Theater und Therapie, Seelze 1999
  • Diebolder, Carmen/ Reich, Kerstin, Prototypische Strukturaufstellungen in Training und Beratung. Die neue wirkungsvolle Lernmethode im praktischen Einsatz, Bonn 2022
  • Rosner, Siegfried, Systeme in Szene gesetzt. Organisations- und Strukturaufstellungen als Managementinstrument und Simulationsverfahren, Leonberg 2006
  • Yablonsky, Lewis, Psychodrama. Die Lösung emotionaler Probleme durch das Rollenspiel, Stuttgart 31998

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